Aus der Geschichte der Regenten der Grafschaft Rietberg

Eine Seite von Wilhelm Krüggeler, Genealogische Forschungen, Paderborn

Zu den Familiengeschichten der Grafen von Rietberg aus den verschiedenen Häusern werden Sie hier eine Plauderei mit vielen, zum Teil bisher wenig bekannten Einzelheiten finden. Die Geschichte dieser Familien ist reich an ungewöhnlichen und interessanten Lebensläufen, die über halb Europa führen. Neben der Familiengeschichte soll die Kulturgeschichte ein wichtiger Aspekt sein.

Im Wappen Kaunitz-Rietberg spiegelt sich europäische Geschichte: der goldene Adler im roten Feld ist das Rietbergische Wappen, lediglich eine Farbveränderung des alten Wappens der Grafen zu Werl-Arnsberg-Cuyk aus dem die Rietberger 1237 hervorgegangen sind. Die Ostfriesische Hapyre kam durch die Heirat der Erbtochter Walburgis mit dem Grafen zu Ostfriesland in das Wappen. Durch Erbgang kam das Harlingerland, im Wappen dargestellt durch den Esenser Bären und die Wittmunder Peitschen in die Familie.(Auf dieser Wappenzeichnung sind die Peitschen übrigens falsch als Fahnen widergegeben!) So blieb das Wappen bis 1699 die Erbgräfin von Rietberg aus dem Hause Ostfriesland den mährischen Grafen Kaunitz heiratete. Die Kaunitz führten die gekreuzte Seerose, die sie durch die Quadrierung mit der Rose der Sesyma-Austi vereinigt hatten. Das Kaunitzsche Wappen wurde auf das Rietberger Wappen als Herzschild aufgelegt. Das hier vertretene Europa war nach dem Ende des suprnational organisierten Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation in einzelne Nationalstaaten auseinandergefallen, die Kriege miteinander führten. Erst in unserer Zeit wächst dieses Europa der Vaterländer wieder zusammen.

Haus Rietberg 1227-1562

Haus Ostfriesland 1563-1699

Haus Kaunitz 1699-1848

Den Höfen der Grafschaft Rietberg in und außerhalb der Grafschaft ist ein eigenes Kapitel gewidmet um die Hof- und Ahnenforschung in diesem außerordentlich schwierigem Gebiet darzustellen und professionelle Möglichkeiten der Forschung zu eröffnen. Eine weitere Seite enthält wechselnde Aufsätze, Gelegenheitsfunde und Fragen zur Geschichte. Beide Bereiche dürften für die Orts- und Familiengeschichte besonders interessant sein.

Wenzel Anton von Kaunitz Rietberg im Jahre 1755. Mezzotinto von J. G. Haid, nach einem Gemälde von Martin de Meytens. Aus der Sammlung des Verfassers.

Von allen Titeln die Wenzel Anton auf sich vereinigte, fehlt nur noch der erst 1764 verliehene Fürstentitel. Während die Herrschaft Mellrich noch tatsächlich in seinem Besitz war, waren die Herrschaften Esens, Stedesdorf und Wittmund schon von seinem großen Widersacher Friedrich II. von Preußen 1744 occupiert worden.

Wenzel Anton ist dargestellt als Ritter vom Goldenen Vließ mit Ordenstracht und Kollane. Hinter ihm ein Globus mit den Orten seiner Wirksamkeit: Aachen, Brüssel, Paris, Turin und Wien. Rechts in der Wand, unter sich öffnenden Wolken zwei Vögelchen, darüber unter der Verkröpfung "PELLIT CANDORE TENEBRAS". Wenzel Anton war der bekannteste Regent der Grafschaft Rietberg, die er allerdings nur von drei kurzen Besuchen her kannte.

Es soll versucht werden, möglichst viele Bilder und Kupferstiche hier zu veröffentlichen um den Grafen auch wieder "ein Gesicht" zu geben. Hinweise auf bisher unbekannte Bilder sind immer herzlich willkommen!

Nicht die großen politischen Leistungen der Grafen und Fürsten, sondern die privaten Lebensumstände der Familien der Grafen von Rietberg, Ostfriesland und Kaunitz-Rietberg-Questenberg sollen hier Gegenstand sein.

Die altadeligen Reichsgrafen von Rietberg sind 1237 durch Erbteilung aus den Grafen von Werl-Arnsberg-Cuyk hervorgegangen und im Mannestamm 1562 durch den Tod des Grafen Johann, genannt der Tolle, im Kölner Gefängnis ausgestorben.

Die hochadeligen Mitglieder der Familie von Rietberg stellten einige Bischöfe hatten zahlreiche Domherren in den hochadeligen Stiften von Köln und Straßburg, in die nur altadelige Reichsgrafen aufgenommen wurden.

Die Erbtochter Walburgis von Rietberg heiratete 1577 den Grafen Enno III. von Ostfriesland. Die Grafen von Rietberg aus dem Hause Ostfriesland regierten die Grafschaft im Mannesstamm bis zum Tode des Domherrn Franz Adolph Wilhelm am 15. März 1690 in Straßburg.

Seine einzige überlebende Nichte und Erbin der Grafschaft Rietberg, Maria Ernestine Franziska heiratete im Alter von 12 Jahren und 2 Tagen 1699 in Sinzig den mährischen Grafen Maximilian Ulrich von Kaunitz mit Stammsitz in Austerlitz. Die Eheleute vereinigten Namen und Wappen und führten den Namen Kaunitz-Rietberg. Seit dieser Heirat wurde die Grafschaft Rietberg von Austerlitz bzw. Wien regiert.

1764 wurde der Sohn der Rietberger Erbgräfin, Wenzel Anton - damals Staatskanzler der Kaiserin Maria Theresia - einen Tag nach der Kaiserkrönung des Kaisers Joseph gefürstet und damit seine Verdienste für das Haus Habsburg anerkannt.

Nach dem Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation annektierte Napoleon auch die Grafschaft Rietberg, die dadurch als selbständiger Staat endete.

Mit dem Todes des Fürsten Alois von Kaunitz-Rietberg-Questenberg 1848 in Paris endet die wechselvolle Geschichte dieser fürstlichen Familie im Mannesstamm. Aloys hatte aber bereits 1822 die Grafschaft praktisch an den Kaufmann Ludwig Tenge verkauft, der sich die entscheidende Unterschrift im Arrestlokal des Fürsten holte, aus Furcht, er könne wegen seiner Verschwendung entmündigt werden.

Alle Regenten werden demnächst nochmals ausführlicher in der Reihe "Die Höfe der Grafschaft Rietberg im 17. Jhd." vorgestellt. Dort werden auch sämtlich Quellenangaben zu finden sein.

Das hier Mitgeteilte sind oft nur Splitter der Geschichte, die Seite ist noch im Aufbau und soll noch erheblich erweitert werden! Zusammenarbeit mit Forschern in Ostfriesland und Tschechien wird gesucht. Anregungen und Sponsoren sind jederzeit herzlich willkommen! Wer die oft komplizierte Beschaffung eines Bildes unterstützt, wird auf der jeweiligen Seite genannt! So haben Sie einen direkten Nutzen von der Förderung der Heimatgeschichte. Besonders aus der Grafschaft stammende Familien können hier ihre Heimatverbundenheit dokumentieren. Alle, die Einzelteile (z. B. Bilder) beigetragen haben sage ich herzlichen Dank!

Wilhelm Krüggeler

Genealogische Forschungen

Am Rothoborn 4

33098 Paderborn

Telefon 05251/25290

Ein Wort in eigener Sache: Berufsgenealoge

Die besondere Leistung eines Berufsgenealogen besteht in der Kenntnis zahlreicher genealogischer Quellen in den verschiedensten Archiven, die einem Hobbygenealogen oft unbekannt sind.

Richtet man eine Anfrage an ein Archiv, bekommt man in der Regel nur Hinweise aus diesem Archiv, während ein Berufsgenealoge aus zahlreichen Archiven und der Literatur usw. Quellen kennt und diese auch fachgerecht auswertet.

Besonders die Kenntnis der großen Staatsarchive, der Adelsarchive usw. sind Voraussetzungen zur professionellen Genealogie. Dabei ist Erfahrung das wichtigste Kapital. Ich selbst bin seit über 30 Jahren genealogisch tätig, davon 16 Jahre ausschließlich als Berufsgenealoge. Alle Forschungen werden direkt im Archiv mit dem Computer aufgenommen und haben sich zu einem großen Fundus entwickelt, auf den zurückgegriffen werden kann. Fragen Sie bei der Beauftragung eines ihnen unbekannten Genealogen - vor allem in schwierigen Fällen - daher immer, ob derjenige das Gewerbe "nebenbei" oder ausschließlich ausführt und wie lange er bereits tätig ist!

Mail: krueggeler-genealogie@t-online.de

Hompage: www.krueggeler.de

nach oben