Die Herrlichkeit Mellrich mit Eggeringhausen und Schloß Eiden

Die Herrlichkeit Mellrich bestand aus der Gerichtshoheit der zum Kirchspiel Mellrich gehörigen Dörfer Neuenmellrich, Altenmellrich, Klieve, Robringhausen, Uelde und Waltringhausen.

Bis zum 12. Jhd. war es im Besitz der Herrn von Eberstein. Als der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg das Herzogtum Westfalen erhielt, gingen auch die Mellricher Rechte an Köln über.

Von der alten Familie von Mellrich, die über 300 Jahre im Besitz der Herrschaft war, ging der Besitz, einschließlich des adeligen Hauses Eggeringhausen 1483 an die von Ketteler über, die auf Schloß Eggeringhausen ihren Sitz hatten. Am 12. 6. 1597 wurde das bestehende Patrimonialgericht durch einen Vertrag zwischen Johann von Ketteler mit dem Kölner Erzbischof wurde die Gerichtshoheit über das ganze Kirchspiel Mellrich ausgedehnt und erhielt so seine endgültige Ausdehnung.

Graf Johann III. von Ostfriesland und Rietberg kaufte die Herrlichkeit am 24.8.1618.

Da für diesen Verkauf keine lehnsherrliche Genehmigung vorlag, fanden sich die Kölner Kurfürsten erst 1654 bereit, die Rietberger Grafen unter bestimmten Bedingungen zu belehnen.

Nach dem Tode des letzten Grafen aus dem Hause Ostfriesland, Graf Franz Adolf Wilhelm 1690 wurden die Güter wegen Heimfalls eingezogen und die Allodialgüter wegen dessen Beteiligung an den reichsfeinlichen Aktionen des Kardinals Wilhelm Egon von Fürstenberg eingezogen.

Die Gerichtshoheit wurde durch das Reichskammergericht der Familie von Plettenberg-Lehnhausen zugesprochen, wenig später die Familie von Kaunitz-Rietberg aber in alle alten Rechte wieder eingesetzt.

In Mellrich unter der Linde vor dem Cramerschen Hause tagte das Niedergericht, während das Halsgericht durch einen Richter der gleichzeitig Rentmeister war, ausgeübt wurde.

An den Richter und Rentmeister Christoph Cale erinnert an der Südwand des Chorraumes noch ein Epitaph, daß dieser Rentmeister seiner früh verstorbenen Tochter Ursula Dorothea im Jahre 1680 errichten ließ.

Das alte Haus Eggeringhausen wurde nach dem Tode des Grafen Johann von seiner Witwe Anna Catharina geborene von Salm-Reifferscheid um 1660 ausgebaut, wie noch heute an der Inschrift auf dem Kamin im großen Saal zu sehen ist.

Der Text der alle Seiten umlaufenden Stifterinschrift:

Westen: HonorI DIVI JoannIs NepoMUCenI PatronI sUI erIgI faCIebant iL Lmi et ExceLLmi Max-Udalric et Mar. Ernestine Francisca S. Rom. Imp. Comites a Kaunitz & Frisiae Orientalis et RItbergae.

Süden: Paria Patronum grata te voce salutat Tu Quoque sis patriae portus et ora tuae.

Norden: En Tibi devotam tuaeris ab hostibus Arcem Illa Patronocinio tuta stet usque tuo.

Osten: Dente venenato famam dum lingua lacessit Famam tu redis qui Tibi vota ferunt.

In deutscher Übertragung: Zu Ehre des hl. Joannes von Nepomuk, ihres Schutzpatrons, haben die erlauchtesten und vortrefflichsten Grafen des Heiligen Römischen Reiches Maximilian Ulrich und Maria Ernestine Franziska von Kaunitz, Ostfriesland und Rietberg dafür gesorgt, daß diese Statue errichtet wurde. Die dankbare Heimat grüßt dich als Schutzpatron mit lauter Stimme. Sei du deiner Heimat auch Hafen und sicheres Ufer. Wohlan, beschirme das dir ergebene Schloß vor Feinden. Durch deine Schirmherrschaft möge es solange sicher stehen, bis die Zunge, durch üble Nachrede vergiftet, guten Ruf hervorbringt. Denen, die dir Verehrung entbieten, verleihst du hohes Ansehen.

1725 wurde - vermutlich auf Initiative der Gräfin Maria Ernestine Franziska von Kaunitz-Rietberg - vor der heutigen Auffahrt ein Prozessionsplatz mit einer Nepomukstatue und einer Steinkanzel angelegt zu der die jährliche Nepomukprozession führt. Auch das Nepomukpatrozinium der Schloßkapelle dürfte auf Ernestine zurückgehen, die die Nepomukverehrung in Westfalen stets eifrig förderte.

Die Herrlichkeit Eiden oder Eden bestand neben dem Schloß im Kirchspiel Hoinkhausen, dem Dorf Langenstraße, verstreuten Gütern im Umland und einer Freigrafschaft mit 9 Freistühlen. Graf Konrad V. hatte die Herrlichkeit 1469 bzw. 1472 erworben.

In Oestereiden wurden 1705 ein Haus gebaut (1925: Wilhelm Sonderland), daß ausdrücklich Bezug auf die neuen Herren nimmt und mit folgender Inschrift versehen war:"Unter Hochlöblicher Regierung Maximilian Urlich und Ernest. Franziß. Graf und Gräfin von Kaunitz und Rietberg 1705."

Die Güter blieben bis zum Jahre 1817/1818 im Besitz der Fürsten von Kaunitz-Rietberg. Der ständig in Geldnöten befindliche letzte Fürst Alois von Kaunitz Rietberg verkaufte sie dann an den Freiherrn Friedrich Leopold von Fürstenberg. Die mit diesen Gütern zusammen verwalteten Besitzungen Gut Ringe in Östereiden (früher Haus Eiden) und der Hof zur Osten wurden an andere Käufer veräußert.

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