Die Burgen und Schlösser der Grafen von Rietberg

Durch die Einheiraten in die Grafschaft Rietberg bedingt, hatten die Grafen ihren Sitz in verschiedenen Burgen und Schlössern.

Das alte Rietberger Grafengeschlecht hatte neben seine Wasserburg in Rietberg noch Schloß Holte als Jagdschloß und später Eggeringehausen bei Mellrich als Witwensitz.

Neben Schloß Rietberg war Schloß Holte ein beliebter Jagdsitz der Grafen von Rietberg, hier die Ansicht von Dunker aus dem Jahre 1864.

Das etwa 300 Jahre alte Haus "in Holte" am Ostrand des Holter Waldes wurde 1556 durch Bernhard von der Lippe zerstört. Graf Johann II. von Ostfriesland und Rietberg und seine Gattin Sabina Catharina bauten den Jagdsitz 1608-1618 neu auf. 1822 erwarb die Familie Tenge auch Schloß Holte.

Schloß Eggeringhausen baute sich die Gräfin Anna Catharina nach 1660 als Witwensitz aus. Vermutlich hat sie sich dort aber kaum aufgehalten.

Stammsitz der Familie Kaunitz war Austerlitz. Später residierten sie aber auch in Brünn und dann vor allem in Wien, wo Fürst Wenzel Anton Staatskanzler unter Maria Theresia war und entsprechende Repräsentation vorweisen mußte.

Austerlitz

Austerlitz wurde unter dem Reichsvizekanzler Graf Dominik Andreas innerhalb eines großzügigen Planes ausgebaut. Die Arbeiten stockten aber aus Geldmangel bald und wurden erst zwei Generationen später unter Fürst Wenzel Anton vollendet.

Das nach 1866 entstandene Blatt zeigt die Gartenansicht von Austerlitz, letztes Quartier des General von Mutius, der hier am 6.8.1866 starb, wie die beigedruckte Unterschrift bemerkte.

Der Sommerpalast des Fürsten in Mariahilf

Ursprünglich baute hier, wenige Jahre nach der Belagerung der Stadt durch die Türken 1683, Joh. Ignatius Albrecht von Albrechtsburg ein Gartenpalais, das 1698 vollendet war. Am 8. Oktober 1754, nur wenige Monate nach seiner Ernennung zum Staatskanzler, erwarb Wenzel Anton das Palais.

Kaunitz, der vorher von 1750–1753 Botschafter in Paris war und die dortigen Gärten kennengelernt hat, gestaltet diesen Sommersitz zu einer glanzvollen Residenz mit einem Garten in französischer Manier um und bürgert diesen Gartentyp in Österreich ein.

Theater und Musiksoireen, Billardspiel und Rennpferde, Gemälde und Skulpturen, Feste und staatsentscheidende Unterredungen prägen den Ort. So war auch Bernardo Belotto, genannt Canaletto dort zu Gast und malte von der Terasse des Nebenhauses das Palais und die Umgebung.

Die Bilder Canalettos gehören zu den besten Ansichten von Wien und seinen Vorstädten, die weit über die nüchternen Kupferstiche von Pfeffel und Kleiner hinausgehen.

Das große Gemälde zeigt im Vordergrund Kaunitz mit anderen Personen - darunter vermutlich seinem Sekretär - und dahinter spannt sich der Bildhorizont von der Mariahilfer Kirche über Karlskirche, Salesianerinnenkirche, Belvedere, Paulanerkirche, Matzleinsdorferkirche „St. Florian“ bis zum Palais des Fürsten. Das Grundstück bildet fast ein gleichschenkliges Dreieck, daß im Garten gut sichbar ist. Die Spitze zeigt fast genau auf die Karlskirche.

Das 1760 geschaffene Gemälde zeigt Palais und Garten in der Form, wie der Fürst es umgestaltet hatte.

Um 1777 hat dann der Offizier und Architekt Jean Baptiste Kleber die Pläne für die bedeutende Erweiterung des Palais geliefert. An beiden Seitenflügeln wurden Verlängerungen angebaut und das Palais mit allem ausgestattet, was für das Palais des wichtigsten Diplomaten Europas notwendig war: Theater, Galerie, Kapelle, Reitbahn usw.

Nun kann Kaunitz endlich seine umfangreiche Gemäldegalerie im 1. Stock ausstellen. Namhafte Werke von Raffael, Tizian, Coreggio u. a. zieren die Galerie. Etliche der Gemälde stammten aus kaiserlichem Besitzt und waren Geschenke und Anerkennungen der Kaiserin Maria Theresia, deren Garten in Schönbrunn wesentlich auf Kaunitz Einfluß zurückgeht.

Im Palast geht Europa ein und aus: nicht nur die Kaiserin und der Kaiser, Adelige aus allen Ländern, Künstler und Beamte, selbst Papst Pius VI. besuchte Kaunitz dort 1782. Damit Kaunitz nicht allein mit dem erlauchten Gast war, und um unliebsamen Nachfragen seiner Heiligkeit in den mit dem Kaiser strittigen Kirchenfragen (Josephinismus) von vornherein zu entgehen lud Kaunitz auch noch andere Gäste ein. Mit 2 seiner Söhne führt er den Papst durch die Galerie. Pius muß unverrichteter Dinge den Staatskanzer verlassen. Wegen des schlechten Wetters und aus hypochondrischer Angst vor Erkältung wurde der Papst nicht zu seinem Wagen geleitet. Eine vermutlich durchaus gewollte politische Geste!

Nach dem Tode des Fürsten Wenzel Anton in diesem Palais erbte sein Sohn, Fürst Johann Christoph, dem Artaria den berühmten Stich des Kaunitz-Palais von Janscha und Ziegler widmete, den Palast. Da Fürst Johann Christoph bereits am 19. 5. 1797 stirbt, folgt ihm sein Bruder, Fürst Dominik Andreas II. als Erbe. Er vermietete das Palais an Albrecht Kasimir von Sachsen-Teschen und seine Frau, die Erzherzogin Marie-Christine, eine Tochter Maria-Theresias.

1809 wohnte in dem Palais der französische Gouverneur Antoine Francois Graf Andreossi.

Nachdem 1812 Dominik Andreas Sohn Alois das Palais geerbt hatte, erwarb es 1814 Fürst Niloaus IV. Esterhazy von Galantha, der in der Nachbarschaft bereits große Liegenschaften besitzt. Er läßt das Palais glanzvoll restaurieren, so daß es beim Wiener Kongreß wieder eine bedeutende Rolle spielen kann.

Nach Erbfällen und Teilverkäufen der Familie Esterhazy kauft die Stadt Wien am 5.5.1868 das Palais und baut es zu Schulzwecken um. Danach diente es bis zum Abriß 1970 dem Mariahilfer Gymnasium als Schulgebäude.

Jarmeritz

Schloß Jarmeritz kam durch Wenzel Antons Schwester Antonia in die Familie. Sie war kinderlos mit dem hochmusikalischem Grafen Adam von Questenberg verheiratet und überließ nach dessen Tode 1752 ihrem Neffen Dominik Andreas II. das gesamte Questenbergische Vermögen unter der Bedingung, daß er den Namen und das Wappen der Familie Questenberg weiterführte. Dominik Andras folgte 1797 seinem Bruder Ernst Christoph als Fürst und deshalb nannten sich die beiden letzten Fürsten von Kaunitz-Rietberg-Questenberg.

Obwohl mit der Questenbergischen Erbschaft der Besitz der Fürsten Kaunitz um 1800 größer war wie je, nach Wenzel Antons Tod konnte niemand mehr die überragende Bedeutung dieses Fürsten erreichen. Politisch waren die Kaunitz tot und lebten vom Ruhme des Staatskanzlers und von ererbtem Besitz, den Fürst Alois für seinen Lebenswandel verkaufen mußte.

Schloß Jarmeritz war lange Jahre durch den Grafen Adam von Questenberg das musikalische Herz des Königreichs Böhmen. Mit Jarmeritz kam auch das Palais Questenberg in Wien an die Familie Kaunitz. Damit hatte die Familie dann drei Stadtpalais in Wien, war also stets standesgemäß untergebracht.

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