Armgard, 1565-1584 und Walburgis, 1565-1576, 1584-1586

Armgard

Armgard oder Irmgard, die ältere der Schwestern, war in I. Ehe seit dem 3.1.1568 mit Erich Graf von Hoya und in II. Ehe seit dem 26.6.1578 mit Simon VI. von der Lippe verheiratet.

In der Erbteilung vom 27. 9. 1576 wurde entschieden: Armgard erhält Rietberg, Walburgis das Harlingerland. Erst nach dem kinderlosen Tode ihrer Schwester am 13. 7. 1584 konnte Walburgis das ganze Erbe in ihrer Hand vereinigen und beendete damit die lippische Verwaltung der Grafschaft Rietberg. Mit der Übernahme der Grafschaft hatte es Enno sehr eilig. Noch während der sechswöchigen Trauer um seine Schwägerin drängte er auf Übernahme der Verwaltung.

Walburgis

Walburgis wurde 1555/1556 vermutlich in Rietberg geboren. Die jüngere der Schwestern, war seit dem 1. 5. 1577, also im Alter von 21 Jahren, mit dem damals 14 Jahre alten Enno, * 30. 6. 1563, Sohn des Grafen Edzard II. von Ostfriesland durch einen Ehevertrag versprochen. Enno wurde später Enno III. genannt. Die Hochzeit wurde allerdings erst am 28. 1. 1581 vollzogen, als Enno 18 Jahre alt war.

Graf Enno III. Kopie nach einem alten Gemälde

Kinder:

  1. Sabine Catharine, Gräfin, * 11. 8. 1582, getauft 7. 10. 1582.
  2. Agnes, * 1. 1. 1584, heiratete am 15. 8. 1603 Gundacar Herrn zu Liechtenstein und Nicolsburg. Aus dem Verträgen von Berum, die dieser Verbindung vorangingen, resultieren zahlreiche Prozesse, in denen das Haus Liechtenstein versuchte, die Grafschaft Rietberg zu beanspruchen. Der letzte dieser Prozesse endete 1835! Die Fürsten von Liechtenstein führen noch heute das Wappen der Grafen von Ostfriesland in ihrem Staatswappen und alle Mitglieder des Fürstenhauses führen auch heute noch den Titel "Graf von Rietberg".
  3. Johann Edzard, * 2. 3. 1586, + 11. 3. 1586, begraben am 13. 3. 1586 in St. Magnus, Esens in der Gruft der Attena.

Walburgis erholte sich zunächst von der Geburt ihres Stammhalters unter den heilkundigen Händen des Dr. Petrus Moll. Sie zieht mit dem Hof für kurze Zeit am 7. 5. 1586 von Esens nach Wittmund um. Nicht lange danach ist Walburgis wieder in Esens und stirbt dort im Alter von 30 Jahren am 26. 5. 1586. Sie wurde in der Magnuskirche in ihrem Residenzort Esens begraben. Sie war die letzte aus dem Hause der Grafen von Rietberg aus dem Hause Werl-Arnsberg.

Inzwischen war das Gerücht aufgetaucht, die Tochter des Bürgermeisters Johann Evken und Frau des angesehenen Bürgers Johannes Pauls, Anna Evken hätte der Gräfin eine vergiftete Biersuppe gebracht. Auch Ihre Mutter Stine und ihre Schwester Hille wurden verdächtigt.

Unter der Folter gab zunächst die Mutter die Sache zu und so wurden die drei Frauen - obwohl die Ärzte eine natürliche Todesursache ausdrücklich bestätigten - am 11.5.1586 zunächst auf einer Tierhaut aus der Stadt zur damaligen Richtstätte unter den Galgen geschleift und öffentlich verbrannt.

Graf Enno III. errichtet seiner geliebten Frau durch einen Emdener Meister im Jahre 1587 ein Grabmal und ein Epitaph, daß aus der alten Kirche in Esens in die neue Kirche übernommen wurde. Das Epitaph zeigt unzweifelhaft porträithafte Züge aller Familienmitglieder.

Das steinerne Grabmal, mit vielen allegorischen Figuren in Alabaster verziert, stand mitten im Chorraum und war mit einem eisernen Gitter versehen. Vermutlich hat es später mehrfach seinen Platz gewechselt und stand zuletzt hinter dem Altar, bevor es 1791 verkauft und stückweise abgebrochen wurde. Lediglich 6 Caryatiden sind erhalten geblieben und in Häuser eingemauert worden. 1997 wurden die Figuren um einen rekonstruierten Sarkophag wieder in der Magnuskirche in Esens aufgesstellt.

Indizien lassen vermuten, daß die beiden jungen Töchter von der Großmutter Catharina von Schweden auf ihrem Witwensitz in Schloß Berum erzogen worden sind.

Erst 12 Jahre nach dem Tode seiner ersten Frau heiratete Enno die Prinzessin Anna von Holstein, eine stille, fromme Frau. Enno überlebte seine erste Frau um fast 40 Jahre und starb am 19.8.1625. Er brachte über seine Mutter Catharina von Schweden das Blut der Wasa in die Familie. Im Begräbniskeller der Kirche in Aurich bei seinen Eltern ist er beigesetzt worden und ruht seit 1889 im Mausoleum in Aurich. Die lateinische Inschrift seiner noch erhaltenen kupfernen Grabplatte lautet:

Der Erlauchte und Hochedle Herr, Herr Enno, Graf und Herr von Ostfriesland, Herr von Esens, Stedesdorf und Wittmund, erstgeborener Sohn des Herrn Edzard von Frau Catharina, erstgeborener Tochter des Durchlauchtigsten Herrn, des Herrn der Schweden, der Goten und Wandalen König (Gustav Wasa), geboren im Jahre des Heils 1563 den 30. September. Nachdem er unter mannigfachen Unruhen seine Provinzen 26 Jahre 1 Monat und dreißig Tag rühmlich gelenkt hatte, starb er im Jahre 1625 den 19. August. Sein sterblicher Leib ist so lange hier niedergelegt, bis der unsterbliche Teil durch Christi Gnade auferstehen wird.

Das Münzecht der Grafschaft Rietberg

Die Grafschaft Rietberg besaß seit alters her das Münzrecht. Um das Münzrecht wieder in Erinnerung zu rufen und damit auch den Anspruch auf die Grafschaft zu bekräftigen, habe die beiden Schwestern im Jahre 1567 einen Taler schlagen lassen.

Auf einer Seite der Doppelköpfige Reichsadler und darum die Inschrift:

MAXIMILIA*ni II. IMP*eratoris AUG*usti*P*ii F*elicis DECRETO

Die Rückseite füllt das Wappen Rietberg-Esens-Stedesdorf-Wittmund unter der Jahreszahl 1567 und der Inschrift:

MO*neta NO*va ARG*entea ERME*ngardis WOL*purgis RITP*ergensis ESE*nsis STE*desdorfensis WITE*mondensis.

Noch nach fast 200 Jahren war die Münze so selten und bemerkenswert, daß "Der Wöchentlichen Historischen Münz-Belustigung" am 13. Februar 1743 darüber berichtete.

Der Hof in Esens um 1581-1586

Der Hof in der Residenz in Esens muß um 1580 eine Blütezeit erlebt haben. Aus der Zeit hat sich für das Jahr 1584 eine Rechnung erhalten, aus der die Größe der Hofhaltung zu ersehen ist. Unter der Rubrik "Besoldinge des Haußgesindes Anno 1584" wird z. B. der Droste Eibe van Wedum genannt und 20 Taler Jahreslohn abgerechnet. Ohne Funktion rangiert Balthasar von Rietberg (Baltzar van Redberch) mit 27 Talern über ihn. Bei ihm handelt es sich offenbar um einen Bastard aus dem Hause Rietberg, wie es noch andere zu dieser Zeit gab. Die Familie des Bastardsohnes Johann von Rietberg, * um 1560 existiert noch heute und hat nach langer patronymischer Namensführung später wieder den Namen Rietberg angenommen.

Die Kirche in Stedesdorf heute.

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