Dominik Andreas II., 30.3.1739-26.11.1812 Graf bzw. Fürst von Kaunitz-Rietberg-Questenberg

Am 30. 3. 1739 wurde Dominik Andreas Joseph Franz Xaver Franz de Paula Johann Bapt. Adam Quirin in Wien geboren und in der Schottenkirche getauft. Der Sitte der Zeit entsprechend wurden Arme aus dem Altershaus seine Taufpaten.

Im Alter von 23 Jahren wurde er am 10. 1. 1762 durch Kardinal Migazzi mit Bernardine Gräfin von Pettenberg-Wittem in seinem eigenen Haus getraut. Die Braut, am 7. 3. 1743 in Nordkirchen/Westfalen getauft, war nur 4 Jahre jünger wie der Bräutigam. Zu Trauzeugen bat man den Baron Friedrich von Binder und Elias von Hochstätter. Dominik Andreas war ein mit 1,78 m hochgewachsener Mann.

Unter der Voraussetzung, daß er Titel und Wappen der Familie von Questenberg mit seinem Namen und Wappen vereinigte, setzte ihn die Schwester seines Vaters Wenzel Anton, Maria Antonia zum Universalerben des beträchtlichen Vermögens der Familie von Questenberg mit dem Questenbergpalais in Wien und dem Schloß in Jarmeritz ein. In Jarmeritz hatte Graf Adam von Questenberg (+ 1752) die Musikkultur in Mähren auf einen neuen Höhepunkt gebracht.

Johann Adam von Questenberg als Lautenspieler, im Hintergrund Schloß Jarmeritz.

Mit Urkunde vom 3. 12. 1761 wurde die Namens- und Wappenvereinigung vom Kaiser genehmigt. Seit dieser Zeit nannt er sich "Graf von Kaunitz-Rietberg-Questenberg" und residierte teilweise auch in Jarmeritz, bevor er 1797 seinem Bruder Ernst Christoph als Fürst folgte.

Vom 7. 7. 1776 bis 1780 war Dominik Andreas Botschafter am Spanischen Kaiserhof. Er schreib seinem Vater, daß er am 12. 10. 1776 in Madrid eingetroffen sei. Auf diesen Posten folgte ihm sein Bruder Joseph Clemens, der nach der lange von seinem Vater erbetenen Abberufung, einen Tag nach Antritt der Schiffsreise in Alicante 1785 starb und im Dom von Barcelona begraben liegt.

Schon am 22. Dezember 1779 starb seine Frau im Trattnerschen Haus am Graben Nr. 591 in Wien und hinterließ ihrem Mann 3 Töchter. Bernhardine wurde im Wiener St. Stephans-Dom begraben.

Wie sein Urgroßvater, Großvater und Vater war auch Dominik Andreas Mitglied des Ordens vom goldenen Vließ.

Dominik Andreas wurde 1794 Vice-Oberst-Hofstallmeister und  1807 Oberststallmeister und ließ sich als solcher ein neues Pferdegeschirr anfertigen. Es ist aus rotem Maroquin-Leder im Empirstil angefertigt und im Museum in Wien zu bewundern.

Nach dem Tode seines Bruders Ernst Christoph wurde er Fürst von Kaunitz-Rietberg. Die Tochter seines Bruders Ernst Christoph, Eleonore verheiratet mit Fürst Clemens von Metternich berichtet von kleinlichen Abwicklungen dieses Übergangs.

Dominik Andreas starb im Mariahilfer Palais am 26. 11. 1812 und wurde in Austerlitz beigesetzt. Als Fürst folgte ihm sein Sohn Aloys.

Kinder:

1. Marie Theresia Aloisia, * 3. 2. 1763 in Wien, + 28. 7. 1803 Penzing bei Wien, heiratete am 28. 7. 1785 in Wien Rudolf Johann Wenzel von Wrbna und Freudenthal.

2. Maria Antonia, * 6. 8. 1765, + 7. 4. 1805 in Rietberg, Stiftsdame zu Mons.

3. Alois Wenzel Dominik, * 20. 1. 1774 in Wien, folgte seinem Vater als Fürsten.

Schon 1778 verlieh ihr das Stift St. Vaudru zu Mons (Belgien) ein Präbende im Stift. Maria Antonia war damals erst 13 Jahre alt.

1794 mußte das gesamte Kapitel von Mons sich wegen des Eindringens französischer Truppen nach Aachen flüchten. Beim weiteren vordringen der französischen Truppen hat sich das Kapitel gänzlich getrennt und die Gräfin Antonia flüchtete sich nach Münster. Ihr Onkel, Fürst Ernst Christoph befahl der Regierung in Rietberg am 2. 11. 1794 alle Unterstützung für die Gräfin.

Bereits vor dem 5. März 1795 kam Maria Antonia mit ihren Freundinnen nach Rietberg und wohnt dort in der Münte, dem einzigen herrschaftlichen Haus. Wegen ihrer Krankheit konnte sie nicht nach Wien weiterfahren, was eigentlich der Wunsch Ernst Christophs war, der sie lieber bei ihrem Vater gesehen hätte. Es entwickelte sich um ihre Person ein kleiner „Hof“. Sie legte einen Lustgarten mit hölzernen Spalieren und einem mit Kupfer gedeckten Lusthaus und einer großen Eingangstreppe mit Eisernen Geländer an. 200 Obstbäume standen in dem Garten, der mit einem breiten Graben umgeben war, in den die Gräfin Fische gesetzt hatte.

Am 13. 4. 1795 berichtet die Regierung in Rietberg nach Wien, daß die Gräfin Antonia von ihrem eigenen Geld lebe und niemanden Ungelegenheiten mache. Sie gibt im Gegenteil vielen Menschen zu verdienen.

Die schon lange kränkelnde Maria Antonia ist die einzige der Familie Kaunitz(-Rietberg-Questenberg) die noch in der alten Gruft der Grafen von Ostfriesland und Rietberg beigesetzt wurde. Über ihr Sterben liegen ausführliche Schilderungen im Archiv Rietberg vor.

Nach langer Schwachheit und Krankheit, die durch die Beobachtung einer strikten Diät zunächst bis zum 31. 3. zum Stillstand kam und trotz Katharr und Fieber zunächst nicht beunruhigt bis zum 4. 4., ließ sie dann aber den Rat Pelizäus kommen und händigte ihm ihr Testament aus und beichtete bei ihrem Beichtvater. Dann empfing sie öffentlich und feierlich das heilige Abendmahl im Beisein aller Welt- und Klostergeistlichen. Während ständig Geistliche an Ihrem Bett wachten, starb sie dann am 7. 4. unter beispielloser Ergebenheit in den Willen Gottes, wie der Rat Pelizäus an den Vater meldete.

"Unter dem trefflichen Beistande ihre französischen Geistlichen Salengros ist der Leichnam gleich am Montagmorgen standesmäßig gekleidet und auf einem Paradebett zu weiteren Jedermänniglichen Verehrung unter Militärischer Bewachung und zweier Priestern Obsorge bis zur Beisetzung ausgesetzt gewesen. Am Mittwochmorgen ist die Leiche dann unter Begleitung aller Landpfarrer, Klostergeistlichen, Regierungsbeamten und der ganzen Bürgerschaft mit aller mögliche Solennität zuerst in die Pfarrkirche übertragen, und von da nach Vollendung des Hohen Seelenamtes hinwiederum bis zum Kloster begleitet, und in der allda befindlichen Hochgräflichen Gruft niedergesetz."

Drei Wochen hindurch wurde von 11 bis 12 Uhr Mittags pausenweise in allen Kirchen der Grafschaft geläutet. Es war die letzte herrschaftliche Beerdigung, die in Rietberg stattfand.

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