Sabina Catharina, 1586-1618

Sabina Catharina wurde am 11.8.1582 in Esens geboren und mit großer Feierlichkeit im Beisein zahlreicher Gesandter am 7. Oktober 1582 in Esens getauft. Ihre jüngere Schwester Agnes wurde am 1.1.1584 geboren und heiratet 1604 den Gundakar von Liechtenstein. Die mit dieser Heirat verbundenen Verträge zogen zahlreiche Prozesse mit dem Haus Liechtenstein nach sich und endeten erst 1835.

Da sich Graf Enno III. (der Vater der beiden Schwestern) wieder verheiraten wollte, mußte er mit seinen Töchtern schichten. Im Vertrag von Berum am 28. 1. 1600 wird das Erbe unter die beiden Schwestern geteilt. Sabina Catharina erhält darin Rietberg.

Zu dieser Zeit haben sich Sabina Catharina und ihr Onkel Johann Graf von Ostfriesland, der Bruder ihres Vater, bereits entschlossen zu heiraten. Wegen der engen Verwandtschaft war ein päpstlicher Dispens notwendig, der am 13. 4. 1600 erteilt wurden. Der Ehevertrag wurde am 3. 3. 1601 geschlossen, und einen Tag später beurkundete der Abt des Benediktinerkloster Abdinghof in Paderborn die in der Rietberger Schloßkapelle vollzogenen tridentinische Trauung. Seit der Heirat residierten die Grafen wieder in Rietberg. Graf Johann und Abt Leonard Ruben (ein ehemaliger Jesuit, der wegen seiner Wahl zum Abt den Orden wechselte) von Abdinghof unterhielten zeitlebens gute Beziehungen zueinander. Graf Johann ernennt noch 1601 den Jesuiten Frion zum Missionar und Hofkaplan an der Schloßkapelle in Rietberg.

Sabina Catharina und Johann vollzogen allerdings vor dieser Heirat einen folgenreichen Schritt: sie konvertierten zum Katholizismus und führte in ihrer Grafschaft folgerichtig nach dem Grundsatz "cujus regio, ejus religio" den katholischen Gottesdienst wieder ein. Ihr Mann und Onkel war nach streng protestantischer Erziehung als General in spanischen Diensten zur katholischen Kirche übergetreten. Vom gleichen Jesuiten, P. Jacob Ryswick vom Jesuitenkolleg Münster, erhielt auch Sabina Catharina Unterricht, bevor sie ebenfalls im Jahre 1601 konvertierte. Bisher wurde diese Konversion immer unter dynastischen Gesichtspunkten gesehen. Es muß aber auch eine gute Portion Überzeugung darin gelegen haben. Eine reine "Formkonversion" zieht nicht unbedingt die Gründung eines Klosters nach sich und auch die persönliche Frömmigkeit, die sich durch den Eintritt der Gräfin als Tertiarin in den 3. Orden des hl. Franziskus dokumentierte, können nicht einfach Abfallprodukt einer berechnenden Konversion sein.

Der Offizier Johann unterstützte den Paderborner Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg auch militärisch bei den Versuchen, die damals überwiegend protestantische Bischofsstadt wieder zu rekatholisieren und war mehrfach deswegen in Paderborn. Lediglich Teile des Domkapitels und das Kloster Abdinghof und wenige Bürger waren um 1585 noch katholisch. Die Pfarrkirchen waren von protestantischen Predigern besetzt. Dietrich von Fürstenberg hatte als ersten Schritt 1585 die Jesuiten nach Paderborn geholt und ihnen die Domkanzel und das Gymnasium übergeben.

 

Die frommen Eheleute Johann und Sabina Catharina gründeten das Franziskanerkloster in Rietberg. Der Grundstein wurde 1618 gelegt. Nach einigen Anfangsschwierigkeiten wegen der von den Grafen beanspruchten Rechte zur Ernennung des Hausoberen wurde dann von Graf Ernst Christoph am Tage der Erscheinung des Herrn 1629 endgültig die Gründungsurkunde ausgestellt. Die Gräfin Sabina Catharina war selbst tätiges Mitglied des 3. Ordens vom hl. Franziskus und hat sicher die Devotessen in der Grafschaft von Anfang an gefördert.Die Eheleute hatten 11 Kinder:

  1. Edzard, *2.6.1602 - +28.3.1603
  2. Anna Walburgis, *27.10.1603 - 29.11.1604
  3. Catharina Maria, *28.10.1604, heiratet vor 1623 den Marquis von Warenbon
  4. Ernst Christoph, * 1. 4. 1606, kaiserlicher Vizemarschall, heiratete Albertine Maria Marquise de St. Martin, +31.12.1640
  5. Enno Philipp, Domherr zu Köln, Straßburg und Paderborn, *23.3.1608 - 14.5.1636
  6. Leopold, Domherr zu Köln, Straßburg und Paderborn, *23.11.1609 - 14.11.1635
  7. Walburgis Maria, *8.5.1612 - 13.6.1613
  8. Ferdinand Franz, Domherr zu Köln, Magdeburg, Straßburg und Halberstadt, *4.10.1613 - 27.6.1648
  9. Clara Sophia, *7.3.1615
  10. Anna Clara, *30.5.1616
  11. Johann, Graf, *31.5.1618 - 7.8.1660

Die beiden jungen Grafen schickt man mit einem Koch, nämlich Henrich Günter nach Köln zur Erziehung. Sie kamen erst beim Tode ihrer Mutter 1618 wieder nach Rietberg zurück.

Die Gräfin Catharina bekommt in ihrem Todesjahr vom Paderborner Buchdrucker Matthäus Pontanus das "Mysterium Flaggellationis" dedicirt. Sie hatte auch sonst wohl mit ihm in Kontakt gestanden, denn es werden mehrfach Bücher von Pontanus erwähnt.

Als die Gräfin am 31. Mai 1618 bei der Geburt ihres 11. Kindes starb, holte man die jungen Grafen aus Köln zurück. Der Sarg der Sabina Catharina wurde durch den münsterschen Kannegießer Johann zum Schlade verschlossen. Der Sarg, wie auch der der Tochter Sophia Clara fand in der Schloßkapelle seine vorläufige Ruhestätte. 2 Holländische Maurer haben ihn vermauert. Die Trauerpredigt für die Gräfin ließ der Witwer in Samt kostbar einbinden. Sabina Catharina wurde fast wie eine Heilige verehrt und ihr zu Ehren trägt der Hochaltar des Franziskanerklosters das Patrozinium der hl. Katharina.

Die Gräfin hinterließ ihren Mann mit 7 Kindern. Er erlebte noch, wie die Horden den Herzogs Christian von Braunschweig (der "Tolle Christian") Anfang des Jahre 1622 plündernd und erpressend durch das Ländchen zogen. Am 23. 1. 1625 starb auch er auf dem Rietberger Schloß. Nach seiner letztwilligen Verfügung wurden seine Exequien "ohne große und kostbare Solemnitäten mit 16 Waffen und Torsen und mehr nicht" in der Stadtpfarrkirche gehalten. Auch er fand vorläufig seine Ruhestätte in der Schloßkapelle, bis er nach Fertigstellung des Franzikanerklosters am 15. 11. 1629 in die neu angelegte Gruft überführt wurde. Sein 19jähriger Sohn Ernst Christoph trat nun die Regierung an und mußte sich auch um seine jüngeren Geschwister kümmern.

Grabinschriften der Kinder im Kloster Marienfeld:

1. Edzardus

Illustr. Et generosor. Dominor. Joannis et Sabinae

Comitum et Donorum Frisiae orientalis et Ritberg,

Dnorum in Esens Stedesdorff et Wittmund

primogenitus anno 1602 natus, secundo Junii,

obiit 28. Martis 1603

2. Anna Walburgis,

Illustrium et generosorum Joannis et Sabinae Catharinae

comitum et D. D. Frisiae orient(alis) et Ritberg,

D. D. in Esens Stetzdorff ac Witmund filiola,

anno 1604 mortua 29. Novemb., nata 28. Octob. 1603

7. Walburgis Maria,

illustris Joannis et Sabiae Catharinae comitum

et dominorum Frisiae orientalis et Ritbergae,

dominorum Esens Stedesdorff et Wittmund filia,

obiit die XIII mensis junii anno (nicht darstellbare Zeichen: 1613),

vixit anni mensem 1, dies 9.

Walburgis Maria war die letzte aus dem Hause Rietberg, die im Kloster Marienfeld begraben wurde. Seit dem Tode der Gräfin Sabina Catharina wurden alle weiteren Mitglieder des Hauses Ostfriesland und Rietberg in dem von den Grafen gestifteten Franziskanerkloster in der eigens errichteten Gruft beigesetzt.

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