Aloys, * 20. 1. 1774 -1812-1848

Aloys Franz Bernhard Dominik Anton Wenzel Joseph von Kaunitz-Rietberg-Questenberg wurde am 20.1.1774 in Wien geboren und in St. Etienne getauft. Als einziger Sohn war er Erbe eines beträchtlichen Vermögens.

Breits als 20jähriger, gleich nach seines Großvaters Tod 1794, macht Alois große Einkäufe in Würzburg. Goldene Tabatieren, Uhren und Bargeld leiht er sich von dem Kaufmann Peter Bolzano und auch Löb Coppel hat Ansprüche an den Grafen zu stellen. Ein Wechsel über 600 Rtlr. Carolinentaler den er ihm aus Respekt vor dem Hause Kaunitz für sein vorgehabtes Eheversprechen ausgezahlt hat, platzt am 22. 10. 1794 als der Vater, Dominik Andreas II., ihn nicht einlöst und den Wechsel streitig macht. Außerdem hat Löb Coppel ihm einen Diamantenring ausgehändigt, mit dem er sich wohl verloben wollte. Löb Coppel schreibt am 21.5.1795 eindringlich an den Vater und will bei Nichtzahlung den Wechsel an eine Wiener Standesperson weiterreichen, der sich das Geld dann schon beschaffen würde. Der Ring wird  geschätzt und als nicht der gleiche befunden!

Heirat und Kinder

Am 29. 10. 1798 heiratete Aloys die am 3. 12. 1773 geborene Franziska Gräfin Weisswolf von Ungnad. Den Eheleuten wurden vier Töchter geboren, von denen die älteste bereits als Kleinkind starb.

1. Therese Luise, * 3. 1. 1800, + 27. 5. 1801

2. Karoline Leopoldine, * 27. 5. 1801, verheiratet seit 1842 mit Gundaccar Graf Starhemberg, + 18. 6. 1875 in Görz.

3. Leopoldine Dominika Karoline, + 18. 2. 1803, verheiratet seit 1820 mit Anton Karl Fürst Palffy, + 16. 3. 1888

4. Ferdinande Karoline, * 20. 4. 1803, verheiratet seit 1822 mit Ludwig Graf Karoly (geschieden 1846), + 21. 5. 1862

Die Ehe der Eltern ist nicht geschieden worden, allerdings lebten sie später völlig getrennt. Aus den zahlreichen Briefen der Tochter Leopoldine zwischen 1815-1819 (der späteren Fürstin Palffy) geht hervor, daß die Familie in Erlau (Eger, Bischofssitz in Ungarn) war, wohin auch der Onkel Wenzel kam, der sich wohl sehr um die Familie kümmerte, nachdem er seine Abschied vom Militär erhalten hatte.

Die Briefe der späteren Fürstin sind auch ein Gemälde des Lebens um 1815. Am 4. 3. 1815 schreibt sie: "wie wird es uns erst gehen, wenn du in Madrid sein wirst." Man hält sich viel in Erlau und in Wien auf. Der Vater Aloys schickt aus Paris, daß er wohl auf seiner Reise nach Madrid durchquerte, Bilder. Besonders das von Vernay gefällt der Tochter, die mit "Dein Pierrot" oder "Dein kleines Pierrotchen" unterschreibt. Man feiert die Hochzeit des Onkel Hans. Mama - die arme - muß bereits um 8 Uhr fertig sein...

Als Leopoldine krank ist, geht zu allem Überfluß auch noch ihr Schokoladenvorrat zu Ende. Graf Kevenhüller bringt ihr ein Pfund, was Leopoldine sehr freut. Sie weiß nicht, womit sie diese Ehre verdient hat. Die Schwestern schenkten ihr drei Gold- und einen Silberfisch in einer Glasvase. Ein Fisch springt aus dem Behälter und das geistesgegenwärtige Stubenmädchen hat ihn sofort wieder ins Wasser geworfen. Der Vater schenkt ihr einen eigenen Schreibtisch. Als der erste Brief auf Madrid ankommt, wird er gleich an Tante Lolla in Lemberg geschickt. Ihren spätern Mann lernt sie in Italien kennen. Am 24. 8. 1818 ist er aus Fraskati abgereist. Ihre Schwiegermutter findet sie "unendlich gütig und liebreich". Ihren "Toni" wie sie ihren späteren Mann Anton Karl nennt, beneidet sie um eine Begegnung mit dem Vater in Karlsbad. Man macht 1819 Ferien bei der Familie Palffy in Steyregg, wo sie eine "italienische Hitze" erlebt, die die Mutter krank macht. Über Hundert Briefe voller familiärer Details und Sehnsucht nach dem Vater erreichen den Fürsten Aloys.

Christian Frank schuf diesen Punktierstich, der den Fürsten als Botschafter in Rom zeigt um 1818.

Gleich nach dem Tode seines Vaters verkaufte Alois die Burg und Herrschaft Petschau, die zum früher Questenberbischen Vermögen gehörte.

Fürst Alois übernahm von seinem Vater eine Grafschaft Rietberg, von der nur noch die privatrechtlichen Einkünfte der ehemaligen Untertanen geblieben waren. Preußen regelte die Rechte wegen des vormaligen Charakter der Grafschaft Rittberg dem Fürsten von Kaunitz gehörend, durch die königl. Preuß. Verordnung (Edikt) 291 vom 21. 6. 1815.

Am 20. 3. 1817 stellte Fürst Alois im Gasthof zu den drei Reichskronen für seinen Rat Karl Schwertener zu Rietberg und seinen Geheimsekretär Aloys Miesbach in Wien eine Vollmacht aus, damit sie mit den auswärtigen Eigenbehörigen die Abgaben regeln konnten. Damit konnten sie jede Art von Kaufverträgen für die Güter Eggeringhausen, Schlingworm, Ringe, Hof zur Osten usw. und die sonstigen auswärtigen Höfe abschließen. Aloys Miesbach reiste Anfang Juni 1817 wieder nach Wien ab und Schwertener handelte für den Fürsten allein.

Ein eigenes Interesse, die Herrschaften des ausgedehnten Familienfideikomisses zukunftsweisend zu bewirtschaften hatte Fürst Aloys bereits beim Amtsantritt nicht mehr. Er hatte nur 3 Töchter, so daß sicher war, daß die Böhmische Linie der Familie den Besitz erben würde.

Am 7. 10. 1825 wurde als Spätfolge auch dem Fürsten von Kaunitz das Prädikat Durchlaucht erteilt. Nur noch eine etwas merkwürdig anmutende Reminiszenz war die Tatsache, das am 5. 2. 1839 durch die Interpretation des Familienstatuts des Erzhauses Österreich festgestellt wurde, daß Mitglieder des Erzhauses mit Mitgliedern des Fürstehauses Kaunitz „standesgemäße Ehen“ abschließen können.

Vincenz Georg Kininger hat um 1810 eine Gouache der Familie des Fürsten Alois gemalt, die einen fast biedermeierlichen Eindruck von der Familie vermittelt. Es stellt eine Kaffeetafel im Garten dar, wo die drei Töchter die Eltern und besonders den Vater elfenhaft umspielen.

Das Metropolitan-Museum in New-York besitzt das 1818 von Jean-August-Dominique Ingres (1780-1867) geschaffenes Relief, daß die drei Töchter zeig nebst einer Zeichnung dazu.

Eine eigene Geschichte, die im Wiener Biedermeier den Klatsch in Wien bestimmte, ist der Prozess, den der Kaiser gegen den Füsten Aloys wegen zweihundertfacher Notzucht 1822 anstrengte.

Nach dem Tode des Fürsten Alois, der am 17. 11. 1848 in Paris starb, entstand ein Streit über die weibliche Succession mit der Böhmischen Linie der Grafen Kaunitz. Ein gesondertes Vermögen war noch die Secundogenitur Jaromeritz, um die ebenfalls ein Rechtsstreit geführt wurde.

Die gedruckte Streitschrift enthält die Klager der drei Töchter des Fürsten Alois von 1856 über alle Instanzen bis zur Revisionsbeschwerde 1862. In unzäligen Beilagen werden zahlreiche interessante Akten zum Vermögensstand usw. in vollem Wortlaut auf 228 Seiten abgedruckt.

Das weitere Schicksal des Familienfideikommisses:

Nach dem Tode des letzten Fürsten von Kaunitz-Rietberg ging das gesamte zum Familienfideikommiss gehörendende Vermögen an die Böhmische Linie der Grafen von Kaunitz, die in Prag ihren Sitz hatten.

Unter Ihnen ragt besonders Dr. jur Wenzel Graf von Kaunitz, Schwager und Freund des Komponisten Antonin Dvorak hervor, der sich besonders der materiellen und moralischen Unterstützung der tschechischen Studenten widmete und ihnen in Brünn das heutige Palais Kaunitz an der Kaunitzstraße baute.

Nachdem im Jahre 1919 Graf Eugen von Kaunitz als der letzte seines Stammes gestorben war, gingen die Güter und das Schloß Kaunitz in den Besitz der in Smolenice in der Slovakei siedelnden Familie Palffy von Erdödy über. Die Palffy mußten die Güter wegen der Schulden verpfänden. 1945 enteignete der tschechische Staat den Besitz. Seitdem ist der Staat Besitzer auch des Schlosses Austerlitz.

Das Wappen der fürstlichen Familie Kaunitz erlosch mit dem Tod des Fürsten Alois 1848.

Wappenkartusche aus der Sammlung des Verfassers.

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