Wer sich im Leben kein Gedächtnis macht, Die Grablegen der Grafen von RietbergGrablegen adeliger Familien sind immer auch ein Spiegel ihres Selbstverstänisses. Große und alte Familien hatten sich bereits im Mittelalter ein Familienkloster gegründet oder sich ihre Grablegen in nahe gelegenen Klöstern gesichert, wie es z. B. die Rietberger Grafen im Kloster Marienfeld taten. Grablegen in Klöstern tradierten auch immer den Gedanken, daß die Kirche als Gemeinschaft der Heiligen, also der auf das Heil hingeordneten, immer aus allen Lebenden und Verstorbenen besteht. Außerdem wurde dort auch für die verstorbenen Mitglieder gebetet. Das Zisterzienserkloster Marienfeld als Grablege der Grafen von RietbergDas 1185 von Wedekind von Rheda und Bernhard zur Lippe gegründete Zisterzienserkloster Marienfeld wurde durch die Verbindung der Gattin des ersten Grafen von Rietberg zur Gründerfamilie für über 350 Jahre zur Grablege der Grafen von Rietberg, obwohl es in fremden Territorium lag. Fast alle Grafen bis 1604 wurden in Marienfeld begraben. Die heute kaum mehr bekannten Inschriften dieser Grabmäler sind bei den einzelnen Grafen zu finden. Die Grablege der Grafen von Rietberg wurde im Kreuzgang des Klosters Marienfeld, dem sogenannten Collatiengang errichtet. Das Franziskanerkloster Rietberg, Hauskloster und GrablegeNachdem mit Sabina Catharina und Johann III. wieder katholische Grafen in Rietberg residierten, und in der protestantischen Grafschaft innerhalb der katholischen Restaurationsbewegung wieder der katholische Gottesdienst eingeführt wurde, ist auch die Gründung des Franziskanerklosters zur Festigung des Reform geplant worden. Nachdem 1611 die Besetzung der Pfarreien mit katholischen Priestern mit Hilfe der Jesuiten abgeschlossen war, und die Grafen sehr enge Beziehungen zum Bielefelder Franziskanerkloster pflegten, konnte 1618 der Grundstein zum Rietberger Kloster gelegt werden. 1629 wurde die Klosterkirche eingeweiht und die beiden Särge der Gründer aus der Schloßkapelle in die Gruft der Franziskanerkirche feierlich überführt. Graf Johann hatte in seinem Testament die schlichte Inschrift selbst festgelegt: Allhier ruhen in Gott Johann und Sabina Katharina geborene Graf und Gräfin zu Ostfriesland und Ritbergh fundatrices. Bittet für ihre Seelen. Die Gruft in der Franziskanerkirche blieb Grablege der Grafen bis zur Heirat der Ergbräfin 1699 mit dem Grafen Kaunitz. Die letzte Bestattung erfolgte in dieser Gruft 1805, als die Gräfin Antoinette von Kaunitz-Rietberg-Questenberg im Exil dort verstarb. Die Grüfte der Familie KaunitzDie ab 1550 einsetztende hussitische Bewegung, zu der auch die Familie Kaunitz bis zur Schlacht am Weißen Berg 1620 gehörte, hatte zu einem Bruch ihrer Tradition geführt, die mit Ulrich von Kaunitz (+ 1614) und seinen Söhnen Karl, und Friedrich aufhörte. Die beiden jüngsten Söhne aus 2. Ehe waren noch zu klein um an dem Aufstand der böhmischen Stände gegen Kaiser und Kirche teilzunehmen. Während die Güter der Aufständischen eingezogen wurden, behielten die jüngeren Söhne ihr Erbe. Leo Wilhelm wurde von seinem Vormund Kardinal Franz von Dietrichstein z. T. bei den Jesuiten erzogen und war überzeugter Katholik. Er ließ sich in der von ihm im Wesentlichen durch sein Testament erbauten Dominikanerkirche in einer Gruft direkt unter dem Hochaltar beisetzen, wie es meist für Gründer (in diesem Fall Wiederbegründer) von Kirchen oder Klöstern geschieht. Die Sarginschrift Leo Wilhelms lautete: MONUMENTUM ILLUSTRISSIMI D: D: UDALRICI DE KAUNITZ ET ALIORUM QUORUNDAM STIRPIS HUIUS QUOS ILLUSTRISSIMA DOMINA DOMINA ELEONORA PIAE MEMORIAE ILLUSTRISSIMI D D: LEONIS GUILIELMI S:R:I: COMITIS DE KAUNIZ HAEREDITARII DNI IN AUSTERLIZ HUNNOBRODA MORAWO=PRUS. ET MAGNO ORZECHOV S:C:M: CONSILIARII ACTUALIS CAMERARIIET SUPREMI IUDICIS MARCHIONATUS MORAVIAE RELICTA VIDUA NUNC VERO COMITISSA DE OPPERSDORFF NATA COMITISSA DE DIETRICHSTEIN PIETATIS ET AMORIS ERGO IN IN FILIOS SUOS ET FAMILIAM KAUNIZIANAM EX ANTIQUA ET RUINATA ECCLESIA IN HOC DE SPECIALI CONSENSU VENERABILIS CONSISTORII OLOMUCENSIS EX FUNDAMENTIS ERECTUM SACELLUM TRANSFERRI ET HUMARI FECIT, MENSE MARTIO, DIE XII, ANNO MDCLXVII Die alte Pfarrkirche in AusterlitzDie alte, der Auferstehung des Heilands geweihte Dekanatskirche in Austerlitz mußte wegen Baufälligkeit 1754 abgerissen werden. Die dort beigesetzten Mitglieder der Familie Kaunitz wurden in die Spitalkirche umgebettet, in der dann auch der Gottesdienst gefeiert wurden. Die Kirche St. Johann Bapt. auf dem FriedhofDie Kirche bei dem schon 1497 gestifteten Spital war mit 3 Altären und der Gruft der Familie Kaunitz ausgestattet. Sie wurde von den mährischen Brüdern (Hussiten) benutzt, bis diese unterdrückt wurden. Auf dem Bild ist der Eingang zur Gruft unter der Kirche zu sehen. In der heutigen Gruft sind beigesetzt
1980 wurden die Särge geöffnet und die Leichname untersucht und die Gruft renoviert. Der Sarg Wenzel Antons wurde von hinten nach vorn in die Mitte gestellt. Nur dieser Sarg hat einen gläserne Abdeckung, die den Blick auf den mumifizierten Leichnam ermöglicht. Unter den Särgen stehen jeweils die Metallurnen mit dem Eingeweiden der Verstorbenen. Die Inschrift auf dem Sarg der Leopoldine geb. von Oettingen-Spilberg lautet: MARIA LEOPOLDINA VERMÄHLTE REICHSFÜRSTIN VON KAUNITZ RIETBERG, GEBORENE REICHSFÜRSTEIN V. OETTINGEN SPILBERG, WELCHE IN DEM 54. JAHRE IHRES ALTERS DEN 28. FEBRUARI IM JAHRE 1795 SELIG IM HERRN ENTSCHLAFEN IST. Die Inschrift auf dem Sarg des Franz Wenzel: Seine Excellenz der Hochgeborene Herr Graf Franz Wenzel Kaunitz Rietberg k. k. wirklicher geheimer Rat, Kämmmerer, Gross- und Land-Commtur des Hohen Deutschen Ordens, G. F-Z-M. und Inhaber des 20ten Linien-Infanterie-Regiments, geboren den 2ten July 1742, gestorben in Wien den 19ten December 1825. Die neue Pfarrkirche in AusterlitzIn den Jahren 1786-1789 wurde die neue Pfarrkirche erbaut, die auch als Vorbild für die in der westfälischen Grafschaft Rietberg 1792 erbaute Kirche in Verl diente. Auch sie erhielt eine Gruft, in der sich Wenzel Anton beisetzen ließ. Sein auch heute noch gut erhaltener mumifizierter Leichnam liegt inzwischen mit anderen Mitgliedern der Familie in der Gruft auf dem Friedhof. Ursprünglich war er allerdings in der neuen Pfarrkirche in Austerlitz beigesetzt. Die Dominikanerkirche St. Michael in BrünnDie älteste heute noch unverändert bestehende Gruft befindet sich in der Brünner Dominikanerkirche St. Michael, die Leo Wilhelm von Kaunitz, der nach vielen Jahrzehnten erste Katholik in der Familie, ab 1655 mit großen Kosten wieder aufbauen ließ. Die Kirche war in den Auseinandersetzungen der mährischen Brüder mit der Kirche und dem Kaiser (Schlacht am Weißen Berg 1620) verwüstet worden. Das Kaunitzsche Wappen prangt über dem Haupteingang. Es ist auffallend, daß in der Kirche selbst keinerlei Epitaph auf diese Gruft hinweist. Vermutlich hat es einen solchen Hinweis auch nie gegeben. Möglicherweise wurden allerdings hölzerne Totenschilde in der Kirche aufgehängt. Neben der Gruft der Kaunitz, die sich an der bevorzugten Stelle unter dem Hochaltar befindet, gibt es noch 3 weitere Grüfte in der Kirche, nämlich für die Grafen von Sereny und die von Kolowrat-Liebsteinsky. Die Gruft für die Dominikaner selbst wurde erst 1744 angelegt. In dieser Anlage wurden u. a. Leo Wilhelm und auch Dominik Andreas und als letzte Maria Ernestine Francisca von Ostfriesland und Rietberg im Jahre 1759 beigesetzt. Obwohl ihr Mann bereits in der Kirche von Austerlitz beigesetzt wurde hatte sich Maria Ernestine Franziska ihr Grab in der Dominikanerkirche gewünscht. Ihr Herz wurde auf ihre ausdrückliche Anweisung in einer vergoldeten herzförmigen Kapsel in der Franziskanerkirche in Rietberg, der Grablege ihrer westfälischen Vorfahren feierlich beigesetzt. Ansicht der Kaunitz-Gruft in der Dominikanerkirche St. Michael nach ihre Öffnung am 26.3.1947, vor den Aufräumarbeiten. Der Sarg links mit dem großen Zettel barg die Leiche der Gräfin Maria Ernestine Franziska von Kaunitz geb. von Rietberg. Der restaurierte Sargdeckel befindet sich heute im Museum auf dem Spilberk. |