Franz Adolph Wilhelm, 1651-1690

Geboren wurde er am 13.11.1651 in Rietberg und erst am 8.1.1652 getauft. Als nachgeborener Sohn war er für den geistlichen Stand bestimmt. Er studierte u. a. 1667 in Löwen. Während dieser Zeit wurde er für eine Präbende im Paderborner Domkapitel vorgeschlagen und macht 1673 seine "Kappengang", der in Paderborn der Aufnahme ins Kapitel voranging.

Franz Wilhelm hatte eine natürliche Tochter, die 1703 an den Meyer zur Haardt in Druffel verheiratet wurden. Einzelheiten zu dieser Heirat erscheinen in Kürze in der Reihe "Die Höfe der Grafschaft Rietberg im 17. Jhd. - Bauerschaft Druffel".

Er errichtete am 16.2.1690, wohl schon im Angesicht seines nahen Todes, sein Testament. Zu diesem Zeitpunkt war er Dekan der Metropolitankirche von Köln, Scholaster der Kathedrale von Straßburg und Domkapitular in Paderborn. In diese beiden Hochadeligen Herrenstifte konnten Familien wie die Kaunitz oder die Fürsten Liechtenstein nicht aufgeschworen werden, da sie nicht uralter hochadeliger Abkunft waren.

In seinem Testament bestimmte er:

  1. daß er ohne großen Pomp im Straßburger Münster beigesetzt werden wollte,
  2. da er viele Bezüge und Renten aus den Kapiteln der Kirchen in Köln, Straßburg und Paderborn bezieht, für die Kirche in Köln 6.000 Rtlr. Kapital und 30.000 Rtlr., Paderborn 4.000 Rtlr. zur Feier seines Gedächtnisses,
  3. der Droste Adam Philipp von Balcken in Rietberg erhält den Hof Brexel im Bistum Münster
  4. eine Stiftung zum Gedächtnis seiner Mutter Anna Catharina, Witwe Gräfin von Ostfriesland und Rietberg, geb. Gräfin von Salm-Reifferscheid, (Exekutor: Bischof Hermann Werner, Bischof von Paderborn oder seine Nachfolger)
  5. der Kirche von Straßburg vermacht er Silberkunstwerke und 1.000 Gulden Kapital zur Feier seiner Exequien,
  6. Franziscus Ernestus Reich de Platz erhält das beste Pferd,
  7. der Jüngling Joannes Henricus Penzerath erhält eines der übrigen Pferde, Zaumzeug, Livree und 30 Gulden,
  8. Eric Joannes de Spital erhält das 3. Pferd,
  9. Mustaffa Lurca, seine Kammermohr, erhält neue Kleidung, ein Zeugnis, damit er über den Rhein gehen kann und 50 Gulden. Er muß sich aber taufen lassen, (Er verließ seinen Herrn schon vor seinem Tod und wurden durch einen Nachtrag gestrichen)
  10. Wilhelm Crummen, Vicar des Chores der Kathedrale von Straßburg erhält sein Brevier und sein Chorhemd,
  11. der Kammerdiener Henricus erhält das restliche Gehalt, die restliche Kleidung außer den Soutanen und der andereweitig vermachten Kleidung,
  12. Henricus Halver, Bischöflicher Rat und Syndicus des Kapitels von Straßburg und Johann Adam, früher Kammerdiener, jetzt Receptor sollen sich die restlichen Mobilien teilen, außer den Tapeten, die die Straßburger Kathedrale erhält.
  13. Haupterbe ist die Tochter des Bruders Maria Ernestina Gräfin von Ostfriesland und Rietberg, der die Grafschaft Rietberg am 2.10.1688 übereignet wurde. (Exekutoren für die Punkte 5-13: Ludwig de Gouy de Cartigny, Generalvikar von Straßburg und Hermann Halver, Bischöflicher Rat und Syndicus des Kapitels)

Er starb, als letzter männlicher Sproß aus dem Hause Ostfriesland am 15.3.1690, Nachmittags 4 Uhrin Straßburg und wurde im Straßburger Münster in der Andreas-Kapelle beigesetzt. Sein Freund und Testamentsvollstrecker, der Straßburger Generalvikar Ludwig de Govy de Cartigny ließ ihm ein aufwendiges Denkmal mit einer überlebensgroßen Büste setzen.

Die lateinischeInschrift im Sockel des Grabmales lautet in Übertragung:

Franz Adolph dem Grafen Ostfrieslands und Rietbergs dem Dechanten bzw. Scholaster der Kölner Metropolitankirche und der Straßburger Kathedralkirche dem im Jahre des Heils 1690 am 15. März fromm im Herrn verstorben und in dieser Kapelle begraben, ließ dieses Monument errichten der erlauchteste und verehrungswürdigste Herr Ludwig von Gouy von Cartigny, Generalvikar des Straßburger Bischofs und Testamentsvollstrecker. R. I. P.

Leider ist die Kapelle oder Gruft heute nicht öffentlich zugänglich. Die Kapelle lieg am südlichen Seitenschiff in der Nähe der Engelssäule.

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